Arzt-Angehörigen-Kommunikation from hell

„Ihr Vater hat mal wieder heftig mit dem Schädel gebremst und eine Platzwunde am Kopf. Er ist im Krankenhaus, wird aber wohl wieder heute zurückkommen, wie die letzten Male auch.“ Einen solchen Anruf aus dem Heim bekomme ich ca. vier Mal im Jahr und es regt mich auch nicht weiter auf. Nur diesmal kam zwei Stunden ein weiterer Anruf: „Ihr Vater wird sicherheitshalber über Nacht dortbleiben.“ Warum? Die Antwort war naheliegend, es könne ja auch eine Gehirnerschütterung sein. Okay, das hatten wir noch nie, aber ich gab mich damit zufrieden. Dumm nur, dass ich wegen meiner Fuß-OP mich nicht einfach ins Auto setzen und hinfahren konnte. Außerdem war es Samstagabend, da ist eh es schwierig noch eine Auskunft zu bekommen.

Als ich dann am Sonntag gegen Mittag anrief und mich über den Stand der Dinge erkundigen wollte, dauerte es fünf Minuten bis jemand herausfand auf welcher Station er lag. Laut PC war er noch in der Notaufnahme, aber dort lag er schon seit Samstagabend nicht mehr. Als dann klar war, welche Station ihn aufgenommen hatte begann eine telefonische Odyssee, um herauszufinden, warum er immer noch im Krankenhaus war. Es gipfelte darin, dass ich wütend während des Telefonats mit einer unverschämt unfreundlichen Ärztin auflegte. Sie wollte partout, dass ich bis am nächsten Tag nachmittags wartete, weil da Untersuchungen abgeschlossen seien, und außerdem kenne sie meinen Vater nicht. Meine Bitte, einfach mal in die Akte zu schauen und mir den Grund zu nennen, warum er noch da sei, wischte sie weg mit den Worten: „Nein, rufen Sie auf Station an.“ Doch gerade die Station hat mich zu dieser Bereitschaftsärztin verbunden, da kein Arzt auf Station war. Ich kochte innerlich und legte wortlos auf.

Ich ließ mich zum Krankenhaus fahren, gewappnet für den großen Aufstand. Es kann ja nicht sein, dass ich nicht erfahre, warum mein Vater noch bis morgen dableiben muss. Nach langem hin und her und entsprechendem Auftreten meinerseits (vielleicht halfen die geschwungenen Krücken) bekam ich Auskunft. Die Bereitschaftsärztin traute sich aber nicht, mir das persönlich zu sagen, so wie es die Pflegerin ihr auftrug, sie rief mich auf der Station an. Offensichtlich hatte sie keine Traute, mir in die Augen zu schauen. Eine nette Schwester, die „Eier in der Hose“ hatte, stauchte die Ärztin zusammen und sprach sie auf ihre Unfreundlichkeit an, aber das half nichts. Zumindest bekam ich Auskunft, warum Papa dableiben sollte. Die Gründe waren nachvollziehbar. Aber warum geht das nur mit einem Aufstand vor Ort?

Ich erlebte das nun zum 3. Mal innerhalb von neun Monaten, dass ich meinen Vater nach Einlieferung ins Krankenhaus suchen musste und kämpfen musste, dass ich von Ärzten (mit einer Ausnahme im Mai letzten Jahres) kompetente Auskunft bekam. Da stimmt doch ganz gewaltig was nicht.

Nur um das noch einmal richtig zu stellen: ich weiß wie es in stressigen Situationen im Krankenhaus zugeht, ich weiß unter welchem Druck alle Mitarbeiter dort stehen, das rechtfertigt aber meiner Meinung nach kein freches und respektloses Verhalten. Wäre die Ärztin, wie es die Schwester sie bat, persönlich zu mir gekommen und hätte gesagt: „Tut mir leid, ist vorhin blöd gelaufen, aber hier sind die Infos.“ Wäre das für mich okay gewesen. Aber nicht die Größe zu haben, als ich dann dort war, mir persönlich gegenüberzutreten und motzig zu sagen „das muss auch per Telefon gehen“, das war für mich die Krönung.

Am Montag hatte ich einen freundlichen und unaufgeregten Arzt am Telefon, der mir umfassend Auskunft gab und seine Durchwahl, damit ich ihn am Nachmittag nach den Untersuchungen direkt erreichen kann. So geht das!

Der nette Arzt vom Vormittag wartete nicht auf meinen Anruf, sondern meldete sich direkt am Nachmittag bei mir und erklärte mir detailliert, was über Tag geschehen war. Alles gut, mein Vater kam gleich danach wieder zurück ins Heim. Was für ein Glück!

 

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