Archiv der Kategorie: Hilfe

Vergiß mein nicht….

Gestern entdeckte ich über Twitter @Vielweib. Tanja Neumann schreibt in ihrem Blog wundervolle Artikel über ihre Reisen. Gestolpert bin ich aber über ihren sehr berührenden Bericht über eine Urlaubswoche in der Steiermark mit ihrem dementen Vater. Ich kann ihn auf jeden Fall zum Lesen empfehlen, wie auch den ganzen Blog.

Vergiß mein nicht… – Urlaub mit einem an Demenz erkrankten Menschen

War ich blauäugig? Nein! Hab ich mir das Reisen mit meinem dementen Vater einfach vorgestellt? Nein. Und doch kam vieles unerwartet…

…Er liebt Tagesausflüge, genießt es dann aber abends in heimischen Gefilden bei mir oder ihm zu Hause zu sein. Wie wird eine Veränderung über eine Woche werden? Wie wird die Fahrtzeit? Wird die enorme Veränderung ihm einen neuen Schub zur Verschlechterung geben? Besonders letzte Frage trieb mich lange um. Das war keine leichte Entscheidung. Ich habe mich für das Risiko entschieden. Selbst wenn es ihm nach der Reise schlechter gehen sollte, er wünschte sich sehnsüchtig wieder einmal in die Steiermark zu fahren – und das ist es, was zählte. …

Hier geht es zur ganzen Geschichte.

Mein Vater, der Läufer (1)

„Mensch Papa, wo kommst du denn her?“ Er schaute mich irritiert an: „Das weiß ich doch nicht!“ Mitten in der Nacht, es war wohl etwa 3 Uhr, stand mein Vater orientierungslos in seinem Flur. Angezogen, ja wie soll ich das beschreiben. Angezogen war er, aber die lange Unterhose über der kurzen Jeans, die Jeansjacke unter dem Pulli – so stand er vor mir wie ein kleiner Junge. Er schaute mich betreten an, weil er nicht mehr wusste, wo er was und was er jetzt machen sollte. „Komm, zieh deinen Schlafanzug an und geh wieder ins Bett. Schau es ist dunkel draußen, Mitten in der Nacht. Da schlafen alle Leute.“ Mit einem „Achso“, drehte er sich um, ging ins Bad, zog seinen Schlafanzug an und legte sich wieder ins Bett, er rief mir noch: „Gute Nacht“, zu. Mein Vater, der Läufer (1) weiterlesen

So einfach kommt man nicht ins Krankenhaus

„Warum rufen Sie mich denn ständig an, Sie sind doch nicht meine Patientin!“ Ich musste 10x tief durchatmen bei dieser Antwort des Hausarztes meines Vaters, schließlich war ich seine Betreuerin und mein Vater schon sehr dement, er konnte und wollte nicht selbst mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Kapierte der Arzt das nicht? Damals im Frühjahr / Sommer 2013 überschlug sich alles für mich. „Weil ich Sie brauche, damit mein Vater ins Krankhaus kommt zur genaueren Untersuchung.“ „Sie können aber doch niemanden zwingen, ins Krankenhaus zu gehen. Nur bei massiver Selbstgefährdung.“ So einfach kommt man nicht ins Krankenhaus weiterlesen

Der Tag X

„Hallo mein Name ist Malu Schäfer und jetzt halten Sie mich bitte nicht für verrückt oder pietätlos, es ist noch niemand gestorben. Aber mein Vater war gerade sehr krank und ich dachte tatsächlich, er würde sterben. Nun überliege ich, schon mal ein Gespräch mit Ihnen zu führen, damit ich weiß, was auf mich zukommt.“ Kann man sich auf den Tag X vorbereiten? Gemeint ist hier der Todestag eines geliebten Angehörigen. Nein, ich rede nicht von den Gefühlen. Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Auch wenn man es weiß, dass es in absehbarer Zeit soweit sein wird, ist es fürchterlich, wenn es passiert. Der Tag X weiterlesen

Im Krankenhaus – 10 Tage

Krankenhaus„Ihr Vater war heute früh sehr aggressiv.“ Ich schaute die Pflegerin an, die dies so ganz nebenbei zu mir sagte, als ich meinen Vater am 6. Tag im Krankenhaus besuchte. „Was war denn los?“ wollte ich wissen. „Wir mussten ihm einen Katheder anlegen, da wir eine Urinprobe brauchten, da hat er plötzlich um sich geschlagen.“ Hm?! Ich stellte mir vor, dass die Pflegerin an seinem Bett gestanden hat und sagte: „Herr Schäfer, wir legen jetzt einen Katheder an!“ und sofort loslegte. Das kann ja nur schiefgehen. „Wissen Sie, bei schwer dementen Patienten geht das nicht so fix. Und wie soll er Ihnen denn mitteilen, dass er das nicht mag? Er kann sich ja nicht mehr verständlich machen.“ Sie zuckte mit den Schultern und ging. Im Krankenhaus – 10 Tage weiterlesen

Das bin ich

ZimmerschildFreudig kam mir mein Vater entgegen gelaufen, als er mich im Treppenhaus sah. Es war im August 2013 kurz nachdem er ins Heim gekommen ist. „Schau mal“, rief er, „das bin ich!“ Neugierig lief ich hinterher, gespannt darauf, welches Bild er mir nun zeigen würde. Ich dachte an diejenigen, die ich in seinem Zimmer als Collage zusammengestellt hatte, da war auch ein sehr schönes von ihm dabei. Doch vor seiner Zimmertür machte er Halt und deutete auf ein Schild neben der Tür. Das bin ich weiterlesen

Der Wasserschaden

Der Wasserschaden Es war Anfang April 2013. Ich war mitten in den Vorbereitungen einer größeren Veranstaltung und entsprechend angespannt. Ein Promi sollte der Gastredner sein und da musste alles stimmen. Am Vortag war ich in der Location, um alles für den großen Tag zu richten. Eine Freundin war bei meinem Vater. Sie wollte so nett sein, ein bisschen mit ihm im Garten zu arbeiten. Der Wasserschaden weiterlesen

Demente sind nicht doof

Demenz_Buch„Dement, aber nicht bescheuert“, so heißt das im letzten Oktober erschienene Buch von Michael Schmieder. Klar, dass ich es mir sofort gekauft habe, das ist ja „mein“ Thema. Schmieder ist Leiter einer Pflegeeinrichtung in der Schweiz, deren Konzept als vorbildlich in der Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen gilt.

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Dinge verschwinden (1): die Brille

Sehtest„Papa, kannst du mich überhaupt sehen?“ Er blinzelte mich verschlafen an. Ich sah, dass er seine Brille nicht auf hatte. Da er sehr weitsichtig war, blieb ich auf Abstand. Er guckte mich sehr erstaunt an. Ich hatte das Gefühl, er versteht mich nicht. Ich ging zu ihm ans Bett, streichelte ihm übers Gesicht und sagte: „Papa, kannst du mich sehen? Du hast keine Brille auf? Wo ist sie denn?“ Dinge verschwinden (1): die Brille weiterlesen

Der Mann mit dem Rillo

palenie cygara, cygaro w rce - w tle deski, drewno„Ohje, Papa, da müssen wir aber schnell was machen.“ Er schaute mich erstaunt an und an sich hinunter. Am liebsten hätte ich heftiger reagiert, denn was ich sah, hat mir – vorsichtig ausgedrückt – den Atem verschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
An Demenz Erkrankte gehen phasenweise sehr kreativ mit ihren Körperausscheidungen um. Ja, auch das Thema will ich ansprechen, es gibt halt nicht nur die „schönen“ Geschichten mit einem Bonmot am Schluss.  Der Mann mit dem Rillo weiterlesen