Pizza mal anders

post it notesOb das noch gut geht? Immer wieder fragte ich mich das im Frühjahr 2013. Ich merkte, dass es „schlimmer“ wurde. Mich beschlich die Angst, dass mein Vater sich langsam selbst gefährdet. An diesem einen Donnerstag war ich den ganzen Tag beruflich unterwegs und mein Vater ungefähr sechs Stunden allein. Bisher ging das immer gut, aber diesmal hatte ich ein mulmiges Gefühl, keine Ahnung warum. Aber manchmal hat mal solche Vorahnungen.

Er brauchte ein Mittagessen. Gerne aß er Tiefkühlpizza, die konnte er sich tatsächlich noch selbst im Backofen zubereiten. Wenn ich Pizza selbst gemacht hatte, sagte er zufrieden kauend: „Prima, die schmeckt wie die gekaufte!“ Das war als Kompliment gemeint. Ich gewöhnt mich im Laufe der Jahre an solche Komplimente!

„Papa, ich hab dir eine Pizza mit Salami in den Backofen gelegt und einen Zettel dazu geschrieben.“ „Ach ja, wieder mal Pizza, wie schön, das ist prima.“ Er war sichtlich erfreut, dass wieder Pizza-Tag war. Auf den Zettel schrieb ich immer, wie hoch die Temperatur sein muss du wie lange die Pizza im Ofen sein muss und klebte den Zettelüber den Backofen. Das ging die letzten Monate immer gut. Darauf hoffte ich auch diesmal, aber mein Bauchgefühl sagte was anderes. Nun, ich hatte einen wichtigen Termin und musste los, küsste meinen Vater auf die Wange und brauste davon. Im Auto schob ich meine Bedenken zur Seite.

Als ich am späteren Nachmittag nach Hause, lag ein seltsamer Geruch im Treppenhaus. Nein, kein Brandgeruch, es roch ganz anders. Direkt hinter der Haustür haben wir eine kleine Ablage für die Post, Schlüssel etc. Dort stand ein Backblech mit etwas drauf, das ich erst gar nicht erkannte. Mein Vater empfing mich traurig und murmelte: „Die Pizza war heute komisch.“ „Wie, komisch?“ „Na ja, die hat so seltsam geschmeckt.“ Ich schaut mir die Pizza an und musste mir das Lachen verkneifen. Er hatte den Belag der Pizza entfernt und sie mit Gummibärchen belegt… Gummibärchen hat er viel und sehr gerne gegessen! Wahrscheinlich landeten sie deswegen auf der Pizza. Gebacken hat er sie aber nicht.

Da er so traurig aussah, nahm ich ihn bei der Hand und sagte: „Komm, ich mach uns eine neue Pizza. Es sind noch zwei da und ich hab auch Hunger!“

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