Die Redakteurin der Wetterauer Zeitung sprach mich direkt an: „Ich möchte gerne über deinen Blog berichten. Das Thema ist wichtig und ich finde deine Geschichten berührend.“ Ich war sprachlos, meine persönlichen Erfahrungen waren also wichtig genug, dass die Zeitung darüber berichten wollte. Aber das genau ist ja ein Ziel des Blogs, dass in der Öffentlichkeit über dieses Krankheitsbild geredet wird, dass man darüber reden „darf“ und nichts verschleiern muss. Das Interview weiterlesen
Schlagwort-Archive: Akzeptanz
Konfetti-Parade
Eigentlich war der Plan an diesem Samstag, dem 21. März, morgens gleich zur Syltfähre durchzustarten. Eigentlich! Wenn mir da nicht drei Tage vorher über Facebook der Hinweis in die Chronik geflattert wäre, dass in Hamburg eine Konfetti-Parade stattfinden sollte. Organisiert wurde diese von KONFETTI IM KOPF, einer bundesweit angelegten Demenz-Aktion zum Mitdenken, Mitfühlen, Mitmachen. Ziel dieser Parade war es, ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen, Konfetti-Parade weiterlesen
Der Autoschlüssel
„Papa, wir haben früher oft darüber gesprochen, wann es Zeit ist, den Autoschlüssel abzugeben und nicht mehr Auto zu fahren.“ „Jaja, meine Schwester hat das viel zu spät gemacht. Ich hab immer wieder mit ihr geschimpft und was da nicht alles passiert ist. Es hätte viel schlimmer kommen können.“ „Ja, Papa, ich erinnere mich noch gut, sie war ja mal plötzlich auf den Gehsteig gefahren.“ „Ja und?“ „Papa, du hast damals zu mir gesagt, wenn ich meine, dass es soweit sei, solle ich dir den Schlüssel abnehmen, auch wenn du das nicht willst.“ Der Autoschlüssel weiterlesen
Aufräumarbeiten
„Letzte Nacht war Ihr Vater wieder sehr aktiv“, sagte die Mitarbeiterin im Heim, als ich diese Woche dort war und mich erkundigte, wie die letzten Tage waren. Mein Vater hat einen umgekehrten Tag-Nacht-Rhythmus. Manchmal dachte ich schon, es sei besser ihn nachts um 2 Uhr zu besuchen, da könnte ich was mit ihm unternehmen. Tagsüber ist er natürlich oft müde und wenig ansprechbar. Aufräumarbeiten weiterlesen
Information tot Not
Vor fünf Monaten startete ich nach langem Überlegen diesen Blog. Meine Ziele waren zum einen für mich festzuhalten, wie die Demenz meines Vaters unser gemeinsames Leben verändert, unsere Beziehung ändert und zum anderen war mir Sichtbarkeit und Aufklärung über die Krankheit, die jeden treffen kann, wichtig. Von der Resonanz war ich überwältigt, die ersten Posts wurden jeweils von über 500 Personen gelesen und ich bekam sehr viel Resonanz, weniger in Kommentaren, mehr in Emails, auch von mir völlig fremden Menschen. Information tot Not weiterlesen
Seit wann isst du Leber?
Diese Frage aus dem Film „Honig im Kopf“ beamte mich um ca. drei Jahre zurück. Wir saßen am Mittagstisch, ich hatte für uns Fisch gebacken und für meinen Vater ein Schnitzel, da er zeit seines Lebens keinen Fisch gegessen hatte. Beherzt packte er zu und nahm sich einen Backfisch, wir schauten uns an und ich sagte: „Papa, seit wann isst du Fisch?“ Mein Vater schaute mich ganz erstaunt an und erwiderte: „Der sieht doch lecker aus, also schmeckt er!“ Seit wann isst du Leber? weiterlesen
Einfach mal Danke sagen
Am letzten Tag des Jahres 2014 möchte ich allen, die mich in den letzten Jahren bewusst oder unbewusst unterstützt haben, danke sagen. Ihr alle habt dazu beigetragen, dass mein Vater so lange es eben ging zu Hause in seiner gewohnten Umgebung bleiben konnte. Ihr habt dazu beigetragen, dass wir diese Zeit noch mit ihm (und er mit uns) haben konnte, dass wir das Schöne genießen konnten und das Schwere ertragen konnten. Einfach mal Danke sagen weiterlesen
Auf Aprikosen schmiert man keine Butter
(Gastbeitrag von Birgit Natale-Weber)
Gretel greift zum Messer, sie will die Butter haben. „Mama“, sagt David vorsichtig, „auf Aprikosen schmiert man keine Butter.“ Die alte Dame wundert sich. „Nicht?“, fragt sie, und schiebt die Butterdose zur Seite. (Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“, David Sieveking.) Auf Aprikosen schmiert man keine Butter weiterlesen