Die Redakteurin der Wetterauer Zeitung sprach mich direkt an: „Ich möchte gerne über deinen Blog berichten. Das Thema ist wichtig und ich finde deine Geschichten berührend.“ Ich war sprachlos, meine persönlichen Erfahrungen waren also wichtig genug, dass die Zeitung darüber berichten wollte. Aber das genau ist ja ein Ziel des Blogs, dass in der Öffentlichkeit über dieses Krankheitsbild geredet wird, dass man darüber reden „darf“ und nichts verschleiern muss. Das Interview weiterlesen
Schlagwort-Archive: Angehörige
Konfetti-Parade
Eigentlich war der Plan an diesem Samstag, dem 21. März, morgens gleich zur Syltfähre durchzustarten. Eigentlich! Wenn mir da nicht drei Tage vorher über Facebook der Hinweis in die Chronik geflattert wäre, dass in Hamburg eine Konfetti-Parade stattfinden sollte. Organisiert wurde diese von KONFETTI IM KOPF, einer bundesweit angelegten Demenz-Aktion zum Mitdenken, Mitfühlen, Mitmachen. Ziel dieser Parade war es, ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen, Konfetti-Parade weiterlesen
Alte Bilder wecken Erinnerungen
Was könnte das Zimmer meines Vaters schmücken und ihn gleichzeitig an Zuhause, die alten Zeiten und die Familie erinnern? Diese Frage stellte ich mir, als er im August 2013 ins Heim kam. Da fiel mir ein, dass er zeit seines Lebens immer ein großer Hobbyfotograf war. Da müsste doch was zu finden sein.
Ich wurde fündig. In seinem Büro-Werkstatt-Keller fand ich die alten Fotoalben und mindestens 5000 Dias. Ich vergrub mich in alten Erinnerungen. Alte Bilder wecken Erinnerungen weiterlesen
Die Sache mit dem Auto
Ja, die Geschichte geht natürlich weiter. Als mein Vater damals von seiner Einkaufstour zurückkam habe ich sofort auch den 3. Schlüssel verlangt. Ich rechnete zwar mit Protest, aber er sagte nur: „Na ja, hier hast du ihn, wenn du meinst.“ Der Tonfall war freundlich und für mich klang es so, als akzeptiere er, schweren Herzens zwar, sein Schicksal. Ich stellte das Auto um die Ecke auf einen sicheren Parkplatz. Mir war klar, dass die Sache damit nicht erledigt war. Die Sache mit dem Auto weiterlesen
Der Autoschlüssel
„Papa, wir haben früher oft darüber gesprochen, wann es Zeit ist, den Autoschlüssel abzugeben und nicht mehr Auto zu fahren.“ „Jaja, meine Schwester hat das viel zu spät gemacht. Ich hab immer wieder mit ihr geschimpft und was da nicht alles passiert ist. Es hätte viel schlimmer kommen können.“ „Ja, Papa, ich erinnere mich noch gut, sie war ja mal plötzlich auf den Gehsteig gefahren.“ „Ja und?“ „Papa, du hast damals zu mir gesagt, wenn ich meine, dass es soweit sei, solle ich dir den Schlüssel abnehmen, auch wenn du das nicht willst.“ Der Autoschlüssel weiterlesen
Faschingsdienstag ohne mich
Es ist Faschingsdienstag, ich liege auf dem Sofa, schniefe vor mich hin und denke daran, dass im Heim nun gefeiert wird. Wird mein Vater mitfeiern? Oder wird er sich gleich nach dem Kaffeetrinken wieder auf sein Zimmer zurückziehen? Wird er überhaupt Kräppel essen? Faschingsdienstag ohne mich weiterlesen
Information tot Not
Vor fünf Monaten startete ich nach langem Überlegen diesen Blog. Meine Ziele waren zum einen für mich festzuhalten, wie die Demenz meines Vaters unser gemeinsames Leben verändert, unsere Beziehung ändert und zum anderen war mir Sichtbarkeit und Aufklärung über die Krankheit, die jeden treffen kann, wichtig. Von der Resonanz war ich überwältigt, die ersten Posts wurden jeweils von über 500 Personen gelesen und ich bekam sehr viel Resonanz, weniger in Kommentaren, mehr in Emails, auch von mir völlig fremden Menschen. Information tot Not weiterlesen
Seit wann isst du Leber?
Diese Frage aus dem Film „Honig im Kopf“ beamte mich um ca. drei Jahre zurück. Wir saßen am Mittagstisch, ich hatte für uns Fisch gebacken und für meinen Vater ein Schnitzel, da er zeit seines Lebens keinen Fisch gegessen hatte. Beherzt packte er zu und nahm sich einen Backfisch, wir schauten uns an und ich sagte: „Papa, seit wann isst du Fisch?“ Mein Vater schaute mich ganz erstaunt an und erwiderte: „Der sieht doch lecker aus, also schmeckt er!“ Seit wann isst du Leber? weiterlesen
Erkennen – was ist das?
„Herr Schäfer, schauen Sie mal, Sie haben doch Besuch“, sagt die Mitarbeiterin des Heims zu meinem Vater, als er den Gemeinschaftsraum betrat, mit mir im Schlepptau. Wir waren zum 3. Mal innerhalb von fünf Minuten dort. Er war wieder sehr unternehmungslustig. Was bedeutet: er liegt im Bett, steht auf, zieht sich die Hose und die Schuhe an, läuft in den Gemeinschaftsraum, schaut sich um und läuft wieder zurück in sein Zimmer, zieht die Schuhe und die Hose aus, legt sich ins Bett. Erkennen – was ist das? weiterlesen
Das will ich nicht wahrhaben
„Es ist in den letzten sechs Wochen deutlich schlimmer geworden, Frau Schäfer! Er kann, außer Zähne putzen, praktisch nichts mehr selbst machen. Er nimmt kognitiv kaum noch etwas auf.“ Das saß! Und wenn ich ehrlich bin, es bestätigt meine Beobachtung, ich wollte sie nur nicht wahrnehmen. Mein Vater zog sich in den letzten Wochen immer mehr zurück. Das will ich nicht wahrhaben weiterlesen