Schlagwort-Archive: Angehörige

Ein Heim finden

„Wie? Sie haben einen Demenzgarten, aber kein Konzept für Demenz-Patienten mit Weglauftendenzen?“ Gewappnet mit der Liste der Sozialarbeiterin aus dem Krankenhaus, suchte ich mir – auch über Internetrecherche – im Juli 2013 ein paar Heime aus, die ich mir ansehen wollte. Da ich kurze Wege haben wollte kamen nur Friedberg und Bad Nauheim in Frage, eventuell Rosbach oder Florstadt. Das erste mit dem Demenzgarten in Friedberg machte keinen guten Eindruck auf mich, obwohl neu gebaut und alles sehr modern, war es kein guter Empfang. Ein Heim finden weiterlesen

Neun Monate

Gibt es so etwas wie „mit dem Tod schwanger gehen“? Ja. Die Mutter von Roswitha Quadflieg machte sich neun Monaten auf den Weg bis zu ihrem Tod. Sehr persönlich beschreibt die Autorin, wie ihre 92-jährige Mutter, die schon in einer Seniorenresidenz lebte, plötzlich „verrückt“ wurde. Eben war sie noch ganz klar im Kopf und dann verkriecht sie sich in den Keller, weil überall Spitzel in ihrer Wohnung sind. Neun Monate weiterlesen

Zwei Jahre Bürstenwurm

GeburtstagskuchenHeute vor genau zwei Jahren startete ich mit diesem Blog. Schon bevor mein Vater ins Heim kam, hegte ich die Idee, ein Buch über den Alltag mit einem Demenz-Patienten zu schreiben. Ich machte mir Notizen, versuchte eine Struktur zu finden und stellte fest, es waren immer nur kleine Episoden und 1000 lose Enden, die ich im Kopf hatte. Das Konzept blieb löchrig und ich legte das Projekt auf Eis. Auch weil mir klar wurde, dass ich für ein Buch dranbleiben musste. Das Dranbleiben jedoch konnte ich mir als pflegende Angehörige nicht vorstellen. Viel zu oft musste ich sowieso meine Arbeiten und Vorhaben unterbrechen und mich um meinen Vater kümmern. Zwei Jahre Bürstenwurm weiterlesen

Das bin ich

ZimmerschildFreudig kam mir mein Vater entgegen gelaufen, als er mich im Treppenhaus sah. Es war im August 2013 kurz nachdem er ins Heim gekommen ist. „Schau mal“, rief er, „das bin ich!“ Neugierig lief ich hinterher, gespannt darauf, welches Bild er mir nun zeigen würde. Ich dachte an diejenigen, die ich in seinem Zimmer als Collage zusammengestellt hatte, da war auch ein sehr schönes von ihm dabei. Doch vor seiner Zimmertür machte er Halt und deutete auf ein Schild neben der Tür. Das bin ich weiterlesen

Im Krankenhaus – Notaufnahme

Erste Hilfe5:45 Uhr und mein Handy klingelte. Völlig schlaftrunken starrte ich wütend auf das Display. „Wer um Himmels Willen ruft um diese Zeit an?“ Plötzlich erkannte ich die Nummer auf dem Display – das Heim – da rief mich jemand aus dem Heim an. Schon gestern, ging es Papa nicht gut und er sollte dem Neurologen vorgestellt werden, noch in dieser Woche. „Warum zum Teufel rufen die um diese Uhrzeit an?“ Ganz langsam wurde mir klar, dass etwas passiert sein muss und es besser wäre, wenn ich jetzt drangehen würde. Mit einem zaghaften „Jaaaa bitte?“ nahm ich den Anruf entgegen. Im Krankenhaus – Notaufnahme weiterlesen

„Vater“ – ein Theaterstück

Vater_Theater„Irgendetwas Seltsames passiert. Als hätte ich Löcher im Gedächtnis. Kriegt keiner mit. Winzig klein. Mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber ich, ich spüre es …“, sagt André zu seiner Pflegerin am Ende im Heim.

André ist die Hauptfigur im Theaterstück „Vater“ von Florian Zeller. Es zeigt 15 Szenen aus dem Leben des dement werdenden André. Seine Tochter versucht, eine Betreuerin zu organisieren, ihr Vater  meint, er komme natürlich noch sehr gut allein zurecht. „Vater“ – ein Theaterstück weiterlesen

Demente sind nicht doof

Demenz_Buch„Dement, aber nicht bescheuert“, so heißt das im letzten Oktober erschienene Buch von Michael Schmieder. Klar, dass ich es mir sofort gekauft habe, das ist ja „mein“ Thema. Schmieder ist Leiter einer Pflegeeinrichtung in der Schweiz, deren Konzept als vorbildlich in der Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen gilt.

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Bis der Weihnachtsmann kommt…

Weihnachtsfeier2015Weihnachtsfeier! Diese wurden mit viel Liebe von den Mitarbeitern vorbereitet. Ich war gespannt, wie es in diesem Jahr sein würde, bei seiner ersten wartete Papa vergeblich auf Saddam, bei der zweiten im letzten Jahr bekam er Tinnitus vom vielen Singen. Was würde diesmal sein?
Er wollte in diesem Jahr so lange am Tisch sitzen bis der Weihnachtsmann kommt. Das hat er mir trotz Wortfindungsproblemen immer wieder versichert. Bis der Weihnachtsmann kommt… weiterlesen

Dinge verschwinden (1): die Brille

Sehtest„Papa, kannst du mich überhaupt sehen?“ Er blinzelte mich verschlafen an. Ich sah, dass er seine Brille nicht auf hatte. Da er sehr weitsichtig war, blieb ich auf Abstand. Er guckte mich sehr erstaunt an. Ich hatte das Gefühl, er versteht mich nicht. Ich ging zu ihm ans Bett, streichelte ihm übers Gesicht und sagte: „Papa, kannst du mich sehen? Du hast keine Brille auf? Wo ist sie denn?“ Dinge verschwinden (1): die Brille weiterlesen

Der Mann mit dem Rillo

palenie cygara, cygaro w rce - w tle deski, drewno„Ohje, Papa, da müssen wir aber schnell was machen.“ Er schaute mich erstaunt an und an sich hinunter. Am liebsten hätte ich heftiger reagiert, denn was ich sah, hat mir – vorsichtig ausgedrückt – den Atem verschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
An Demenz Erkrankte gehen phasenweise sehr kreativ mit ihren Körperausscheidungen um. Ja, auch das Thema will ich ansprechen, es gibt halt nicht nur die „schönen“ Geschichten mit einem Bonmot am Schluss.  Der Mann mit dem Rillo weiterlesen